beat geloopt. der sammler | |
narziss.echo. | |
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carpe diem. formwandler. kurve militant. | |
regatta. postkarte. | |
narziss.echo
live.stream 40kbps [music] real media
(Track 1) .narciss’ kindheit
ankommen in der welt
geboren in blut und schleim,
hineingeworfen als schönstes unter schönem
geschützt, geborgen
in den armen einer mutterseele
hier ist ein ich, narziss.
der das andere nicht kennt
ausgeliefert
und die mutter, wund noch
in ständiger angst um die seele,
um den kleinen körper
- sie möcht gewissheit
und schickt ihren buben
von arzt zu arzt
kaum einer ist gut genug
sich zu sorgen
um des kindes heil
und so finden sie
kein weh, kein leid
noch einen kratzer
versprechen ihm alle
ein langes leben
ohne kummer
ohne leid
die physis betreffend
psychisch weiss mans nicht
will es auch nicht wissen
nur die mutter
die hat recht und sperrt
den buben weg
wenn er nur hustet
und lehrt ihn
fernzubleiben vom fremden
der gesundheit zulieb
der mutter zulieb
seiner selbst willen
für alles gibt’s die richtige medizin
das lernt der bub schnell
und er lernt sich zu scheuen
vor krankheit und den anderen
die möchten ihm gefallen
sie buhlen um liebe
und aufmerksamkeit
doch sie bleiben ihm fern
es ist nie leicht
beugt aber vor
er wird trotzdem krank
einmal - doch stirbt er nicht
er schreit nichtmal
(Track 1 Fade out)
(Track 2) .echo’s kindheit
wär ich geboren als frau ohne eigene stimme ohne
recht auf meinen körper ohne widerworte müsst ich lächeln starre miene,
ein spiel ich verfüge über ein repertoire der gefälligkeit müsst ich wohl
erzogen sein im eigenen kerker würde ich ausbrechen was wäre ich dann? der
zwang findet sein ventil ein spezielles wohl ist’s besser? ich weiss es
nicht so lächle ich weiter um zu gewinnen und nutze das erlernte mein repertoire
lasse mir stopfen das loch in meiner seele eine alte socke kaputt und ausgeleiert
bin hungrig nach dem leben hungrig nach der welt schenk sie mir, denn sie
ist doch nur gestohlen in meinem unmut meiner unbestimmtheit klaube ich
zusammen was am boden liegt ich stehle und ich sammle verdorbenes, vergorenes
manchmal süssen wein den ich mir einverleibe nur um ihn dann zu kotzen zu
saugen und zu speien der menschwerdung zyklus es ist nie genug es ist mir
zuwider und recht zugleich die mir innewohnende macht lädt ein zum spiel
gefüttert sein geborgen sein hat seinen preis und ich zahle ihn gern mein
name sei echo und der wind, mein verschmähter liebhaber, trägt mich fort
dereinst. (Track 2 Fade out)
(Track 3) .1mann
kaum entkommen der fuchtel
seines muttertiers lebt er, narziss, sein eigenes leben nun ein langsamer
abschied von den allzu engen entwürfen der mutter- doktrin aus einer vergangenen
welt neugierig auf das andere und wohl bedacht auch auf sich selbst lernt
er zu sehen aus grösster distanz schafft er intimste nähe in seinem verstand
schafft er der menschen leben und es ist ihr wohl denn so haben sie nicht
nur ihres, sondern auch das in seinem kopf (Track 3 Fade out)
.dazwischen
oh, danke, ich schreibe jetzt auf: deine telefonnummer. bestehst du eigentlich
auf die obligatorischen drei tage anrufsperre zwecks coolnessbeweis oder
darf ich dich auch gleich morgen anrufen? nein, lieber wäre es mir, du würdest
ein paar tage warten. denn schliesslich ist es mir bisher nicht gelungen,
die waage zwischen unschuld und verlangen auszutarieren.
(Track 4) .venusfalle
auf einem hügel wächst und gedeiht eine sonderbare pflanze die schnappt
nach dem fleisch begibt es sich zu nahe sie umschließt das fleisch die inneren
säfte zersetzen es langsam in den wenigsten fällen gelingt es dem opfer
zu entkommen die kraft des venusmauls ist zu gross im letzten moment gibt
das gefangene fleisch sein innerstes preis und stirbt einen vollkommenen
tod er bringt der pflanze leben (Fade out)
(Track 5) .narziss’ jagd
ich
trete in die lichtung um zu schauen nach dem erlegten wild um zu bewundern
die schönheit meines schusses als ich da betrachte mein werk die vollendete
wirkung meines
geschosses und das angerichtete wild da liegt wie ein gemälde geschmückt
mit einer rose blut die meinen speer umwächst gerade da gefalle ich mir
am besten und fühl mich schon beobachtet von einem wesen am rande eine erscheinung
da vergesse ich den fang und die jagd bin nun selber wild was mir gefällt
es schmeichelt mir und bedeutet mir: um selbst zu sein braucht’s einen spiegel
und ein echo um sich zu hören (Fade out)
.1massiv
sieht man sich umgeben
von massiven, so entsteht bei manchem der wunsch, sich zu vergewissern.
man ruft in eine stille hinein und ist fasziniert vom widerhall. das massiv,
so mächtig und so eigen es scheint – es kann selbst nur reflektieren. fest
steht es da. für sich selbst sprechen kann es nicht. und doch überschätzt
sich der rufer: das massiv muss sich niemals seiner selbst vergewissern,
es ist sich so genug. unsere seele jedoch ist fragil und hofft auf eine
antwort. es gibt kaum einen spiegel, den wir ignorieren können.
(Track 6)
.frau im bild
ein kuss ist ein kuss ist ein / kuss, wie wenn's von bedeutung wär / wen
man küsst / als schwäng gefahr / nicht jedes mal mit / kaum denk ich so
/ spür ich / wie meine augen verrohen / und meine seele im stehen pinkelt
/ die sprenkel meiner krankheit / die ewigkeit einer unverschlossenen zahnpastatube
/ kann mich nicht mehr berühren / so möchte ich mich fast schlagen / für
meine genügsamkeit.
echo der frau
sehe diese augen hätten
mich fast aufgefressen wärens nicht meine schnellschnellschnell was aufgetragen
tarnen ohne es allzu ernst zu nehmen würd mich wundern, wenn ... ... heute
nacht zu derben beats reisse ich mir einen gefährten aus der herde lasse
ihn zappeln zwischen meinen klauen windet er sich so wehrhaft und doch verloren
moschustier hab keine angst mein mäuschen ich bins blos
.bild der frau
kollabiert
ein stern aufgrund zu grosser masse, zieht er sich zusammen, während seine
dichte unendlich wird. er fällt in sich zusammen und zieht alles
in seiner nähe an sich heran, in sich hinein. so will es sein mit mir: in
mir ist ein verlangen, unendlich gross. kaum dass ich satt bin, verzehre
ich mich schon nach dem nächsten bissen. ich kann nichts dagegen tun – nur
sein. ich muss wissen um meine schönheit, ich will begehrt sein und schleiche
um dich herum wie eine katze, wie eine schlange. schmeichle dir mit meinen
augen und dem mund. ich spiegele dein innerstes und verleihe dir dadurch
glanz. ich spiel mit dir, ich bin wie du und du glaubst ich wäre nichts?
ich bin deine geliebte, voll noch vom kuss eines anderen, den ich gerade
verspeiste. (Fade Out)
.bild 1
hab’ ich ein bild von dir in mir das mir
erzählt die alten lügen und doch nicht wirklich ist nicht kündet davon wer
du bist
.wo man sich trifft
wo man sich trifft unter bäumen unter menschen
unter einfluß von so vielem wenn man vergessen will und nichts sieht und
nichts hört und nichts will nicht verstanden, nicht erkannt nicht erhört
und nicht erlöst von schmerzen, von liebe von glück und drama von alldem,
das man leben nennt und doch nicht kennt noch kennen mag und sagt: ich bin
die insel der mann, die frau davor gefährlichste riffs und tiefste tiefen
komm nur her wenn du es wagst ich mach’s dir schwer ich lass dich zerschellen
und sinken auf den meeresgrund wo man sich trifft in träumen und ertrinkt
in gefährlichkeit .
.bild 2
hast du ein bild von mir in dir dass die wahrheit dir verspricht
wie gross die liebe wirklich ist und wie klein die angst vorm tod
(Track 7) .pissrinnenliteraten
ich traf sie auf einer party genauer
gesagt, im einzigen toilettenraum, die es auf dieser ansonsten eher öden
party gab ich suchte gerade nach toilettenpapier oder handtüchern mit denen
ich meine hände hätte trocknen können es war eng dort, und deshalb mußte
ich mich etwas gegen die wand drücken damit sie durchgehen konnte sie sprach
davon, dass manche gäste gedichte auf das papier schrieben und sie danach
im
klo runterspülten deshalb sei das papier jetzt alle sie lächelte mich an,
sie war wunderschön wir unterhielten uns über menschen die gedichte auf
papierhandtücher schreiben, nur um sie dann runterzuspülen wir unterhielten
uns noch über andere dinge und ich fand ihren mund sehr schön bis sie sagte,
dass sie nun aber wirklich müsse wir sehen uns ja später noch ja klar, groß
ist der raum wirklich nicht wir werden uns sicher noch über den weg laufen
ihre augen waren fallen (Fade out) .
bild 3
trag ich ein bild von dir in
mir es gebiert mir täglich neue wunder und was nicht wirklich ist soll doch
wahr sein - irgendwann
(Track 8) .1tanz
im schneckenhaus ist’s warm und
sicher. man glaubt’s nur, wenn man nicht weiss wie dünn die wände wirklich
sind. streckt man seine fühler aus wird’s kalt und unangenehm. das fremde
– es scheut uns die welt, wie sie wirklich ist. man zuckt zurück. die welt
in meinem kopf will nicht hinaus. tut sie’s, sie hinterlässt eine schleimspur.
folgt man ihr und riecht daran: man riecht nichts anderes als sich selbst.
verrückt. hallo schneckchen, schleime ich sie an und sie schleimt zurück:
hallo schneckerich. unsere fühler begrapschen sich und wir winden uns umeinander.
wir tanzen. wir tanzen. unsere körper tanzen im rythmus der hormone. es
scheint wie ein spiel. alles ist leicht und ohne verantwortung. nichts stört
den genuss. und trotzdem: zaghaft als gälte es zu verlieren die würde. den
abstand zu sich und dem andern. distanz, so wichtig wie das täglich brot
– ein mantra. es schafft die kontinente dieser welt – dies nur am rande.
unsere leiber agieren in tierischer inbrunst, wollen überwinden die distanz.
doch unsere seelen bleiben sich fremd. kapitel für kapitel entblättern wir
unsere würde. wir geben und schreien dabei vor schmerz. wir nehmen und winden
uns vor lauter angst. wir fühlen das andere und sind doch kaum in der lage
es zu sehen. der schmerz - der kommt später erst. (10Sek. Slow Fade out)
.bild 4
hast du ein bild von mir
in dir dass leuchtet wie ein stern im dunklen so du den weg kannst finden
in mein einsam wundes herz
(Track 9) .inversion
in der höchsten lust, wenn
man glaubt einzutauchen in den anderen und dann doch nur in sich selbst.
man fühlt diesen körper, man greift nach ihm und bekommt ein gespür für
jede pore, für jede falte, jede rundung. der geschmack und der geruch, der
so anders ist wie nur der eigene. und doch scheint’s, als wär er uns schon
so lang vertraut. wenn es nun so ist und man öffnet die augen nur für den
moment – betrachtet das erfühlte, das erschmeckte, das errochene – das andere.
und sieht: sich selbst, und nur sich selbst. man sieht nicht: geborgenheit,
liebe an ihre stelle tritt der horror, das blanke entsetzen. den liebenden,
die vorher einander so nahe, wächst die distanz zu gross und ohne brücken.
was nutzt die liebe, die nicht ihretwillen ist, die nicht vergisst und nicht
verzeiht. dem fremden und dem unbestimmten. (Fade out)
(Track 10) .narziss’
welten
im innern, wo nur ich selbst bin, setzt man einen schnitt an. genau dort
– an der stelle zwischen mir und dem rest der welt. und ist sie wirklich
dort, wo ich sie vermute? ich träume manchmal, es gäbe nichts ausser mir.
alles um mich herum ist folglich nur gedankenspiel. phantasie. ich selbst
schaffe das gute, das mir widerfährt und auch das böse. erschaffe mir freund
und feind. und eine geliebte – vielleicht auch zwei? dann fühle ich mich
allein. manchmal bilde ich mir auch ein, da wären noch andere – ausser mir.
und ich bin trotzdem alleine mit mir selbst. sonst träume ich und sehe dinge,
an die ich glauben möchte und höre worte, die mir gefallen. und mit der
zeit wiederholen sich die dinge und die worte. dies ist der beginn einer
endlosschleife – ein echo nur. ich träume manchmal, es gäbe nichts ausser
mir. alles um mich herum ist folglich nur gedankenspiel. phantasie. ich
selbst schaffe das gute, das mir widerfährt und auch das böse. erschaffe
mir freund und feind. und eine geliebte – vielleicht auch zwei? dann fühle
ich mich allein.
(Track11) .narziss flucht
und ich sehe mich selbst und versuche nach mir zu greifen,
doch da ist keine substanz, ich zerfliesse wie wasser. ich starre mein ebenbild
an und versuche mich zu verlieben in mich selbst. eine weite reise erwartet
mich. kein entsetzen mehr. und so greife ich nach mir, mein bild verwischt,
wieder versuche ich es – es misslingt. alles wiederholt sich, nichts ist
für immer verloren - so könnte es sein... doch mein abbild verweigert sich
mir. ich bin ein gefangener der oberfläche - verloren im raum, verloren
in der zeit. ich bin nicht mehr... (Fade out)
(Track 12) .echo’s welten
und echo tanzt sich die seele aus dem leib, alleine nun mit sich selbst.
und der umstehenden männer geilen blicke wird sie zwar gewahr, doch zum
ersten mal interessiert es nicht. und des mannes verständnis weiblichen
verhaltens gemäss wird ablehnungsbekundung zur einwilligung umgedeutet –
man tanzt mit echo und für echo, man nimmt kontakt auf. doch echo reagiert
wenn überhaupt nur gereizt. es folgt – nach langem hin und her - agressives
eindringen in ihren körper – keiner merkt es, echo ruft nicht nach hilfe
und lässt es mit sich geschehen. Echo am boden zerstört. der wind, der echo
schon immer liebte, weht vorbei. unerreichbar war sie bisher für ihn. voller
kummer beugt er sich über echo und hilft ihrem zerstörten körper auf die
beine. fürsorglich bringt er sie nach hause, lässt ihr ein heisses bad ein.
danach gibt er ihr wohlschmeckenden tee, den sie nicht anrührt. der wind
trägt echo zu bett. als er die decke über ihrem körper noch einmal glattstreicht,
bemerkt er seine hand zwischen ihren beinen und seine selbstlose hilfe verkommt
dabei zu wollust und gier. hat echo ihn, den wind nicht verlacht und auf
distanz gehalten, die ganze zeit? und ihre versprechungen immer wieder nicht
eingelöst? er beginnt sie mit der hand zu streicheln – echo wehrt sich nicht,
sie ist gar nicht da. wind schlägt die decke
auf und dringt in ihren körper ein, denn echos schweigen bedeutet zustimmung,
da ist sich der wind sehr sicher. endlich gehört sie ihm ganz allein. er
wird sich um sie kümmern und sie pflegen. der wind hat echo immer geliebt
– es wird zeit, ihr seine liebe zu beweisen. so lange, bis sie ihm zwischen
den fingern zerronnen ist und sich verliert im widerhall.
.echo’s flucht
ich bin geflohen vor mir selbst. und wieder spüre ich diese leere in mir,
die alles um mich herum aufsaugen möchte. ich verzehre mich. mein nymphisches
verlangen sucht trost und wird missbraucht zum ersten mal – und nicht zum
letzten mal. ich löse mich auf in den armen meiner vergewaltiger, über meinem
geist ein schleier, bin nun endlich nicht mehr. was bleibt? ein echo meiner
selbst. (Fade out)
.epilog
für rosen hab ich keine zeit selbst wenn sie
schreien es sind die dornen zu bereit die mich schon stachen es sind die
blumen die so duften nach dem mittelmass die mit farbenvielfalt blenden
so viel mehr interessant für blumen bin ich nicht bereit selbst wenn sie
lauthals schreien in tausend alten sprachen von mittelmäßger zeit
hallo
ich, wie geht’s mich? Ich hoffe mich geht’s gut, mir nämlich auch. liebe
grüsse, ich.